Seltsam

14.11.2022
Bild/Artist: Menkay
Bild/Artist: Menkay


Wir verurteilen Gewalt. Wir stellen uns klar gegen das Schlagen von Kindern, gegen Vergewaltigung, gegen Mord, gegen Unterdrückung von Minderheiten, gegen Gewalt an Tieren - oder, nein, Moment - Gewalt an Nutz-Tieren geht in Ordnung -, oder doch nicht?

Eines steht zumindest fest: Gewalt an Hunden und Katzen finden wir hier in den westlichen Ländern höchst verwerflich. Da hört man schon mal die Aussage: "Tierquäler sollte man an die Wand stellen!" Wer sind denn nun die Tierquäler? Nur jene, die Hunde treten und Katzen ertränken, oder auch jene, die fühlende Wesen ins Leben züchten zum Verzehr, oder zwecks sonstiger unnötiger Ausbeutungen?
Hören Tiere auf, Tiere zu sein, wenn sie nicht bellen oder miauen? Wo ist der signifikante Unterschied? Achselzucken? Ja genau, man kann es nicht plausibel erklären, weil es keinen Unterschied gibt!

Wären wir damit aufgewachsen, ein Schwein unser Haustier zu nennen und ein Hundeschnitzel als Mahlzeit serviert zu bekommen, dann würden wir es heute absolut adäquat finden, Milliarden Hunde zu versklaven, auszubeuten und ins Schlachthaus zu karren. Käme dann ein Tierrechtsaktivist um die Ecke und erklärte, man unterstütze mit dem Konsum von Hundefleisch und Hundemilch die schlimmste Tierquälerei, dann schimpften wir ihn einen Extremisten, der tierliebenden Schweinestreichlern seine Sichtweise aufzwingen will -. Seltsam, nicht wahr?

Von Kindesbeinen an lebten uns die Eltern und die Gesellschaft vor, worüber man sich Gedanken machen sollte. Zum Beispiel, die Katze nicht am Schwanz zu ziehen, da sie Schmerzen empfindet - und ebenso lebten sie uns vor, was wir durchaus ignorieren sollten, nämlich, dass das süsse Kalb irgendwann qualvoll und brutal hingerichtet wird, eh es auf unserem Teller landet. Dass wir diese Tatsache ausblenden, ist uns nicht einmal bewusst, da man sie uns erst gar nicht bewusst machte.

Nun, da all die Missstände in der "Nutz-Tier-Industrie" von Tierrechtsaktivisten thematisiert werden, verstehen viele die Welt nicht mehr, in der sie doch in diesem Selbstverständnis gross geworden sind, dass es vollkommen normal, natürlich und notwendig ist, Tiere von anderen Tieren abzuspalten, so dass die eine Gruppe durch den Objektstatus entindividualisiert wird, während man die andere als Familienmitglieder liebhaben darf.

Es ist Zeit, die antrainierte und angeblich "eigene Meinung" als eine Indoktrination zu entlarven, mit dem Eingeständnis, dass wir manipuliert wurden in eine Richtung, die Milliarden fühlende Wesen jeden Tag qualvoll dahinvegetieren und sterben lässt!

Text by: Bea Kälin