Gerettete "Nutztiere"

01.02.2020

Sie wurden auf das Übelste misshandelt; wochen-, monate und jahrelang, dennoch vertrauen sie immer wieder aufs Neue dem Menschen. Wie kann das sein?
Wenn mich etwas zutiefst berührt, dann ist es das uneingeschränkte Vertrauen dieser Tiere zu jener Spezies, die sie hat durch die Hölle gehen lassen.
Nicht einmal in unseren schlimmsten Phantasien können wir uns ausmalen, was diese Wesen durch uns erleiden mussten: Jedes Anfassen war Schmerz und Qual, keine liebevolle Geste oder freundliches Wort, nur Grobheiten und Misshandlung.
Hätten wir diese traumatischen Erlebnisse hinter uns, wir würden es strickt vermeiden mit solch einer Gattung nochmals in Berührung zu kommen. Das Märchen vom "bösen Wolf" hat uns ja schon vollumfänglich genügt, um ihm zu misstrauen und als Monster abzustempeln -  und dies erst noch völlig zu unrecht!

Natürlich kann man sagen, dass die Tiere dankbar sind, endlich Liebe und Wärme zu erfahren, dennoch sind sie bereit sich erneut zu öffnen für den Menschen; Vorbehaltslos und ohne Zweifel. Mit weit geöffnetem Herzen kommen sie auf uns zu, lassen sich streicheln und kosen.

Zeigt das nicht, dass sie den göttlichen Funken leben? Dass sie verstanden haben, was Liebe bedeutet? Dass sie unterscheiden können, wer gut ist und wer nicht? Dass ihre emotionale Intelligenz weiter entwickelt ist, als die unsere?

Auf einer höheren Ebene haben die Tiere uns etwas voraus, ein Wissen, das uns solange verborgen bleiben wird, bis wir erkennen, dass Leben Vertrauen heisst. Es gibt nur das Hier und Jetzt und genau das leben unsere tierischen Freunde. Sie schauen nicht mehr zurück, sie bedauern nicht. Sie sind nicht voller Groll und Hass. Sie kennen das nicht, deshalb müssen sie nie verzeihen.

Tiere sind rein wie Kinder und so, wie wir es noch werden könnten, wenn wir unser inneres Kind entdecken und leben lernten. Dann wären wir auch nicht mehr in der Lage irgend einem Lebewesen schaden zu wollen. Denn tief in unserer Seele wissen wir, dass es nicht rechtens ist, was wir unseren Brüdern und Schwestern antun. Es ist unser Verstand, der sich weit entfernt hat vom Herzen und dieses überhört.

Ich habe grosse Demut und Achtung vor diesen wundervollen Tieren, die sich immer wieder auf uns einlassen, die mit uns gemeinsam einen liebevollen Weg gehen und uns beglücken mit ihrem Sein.

Text by: Bea Kälin

Video vom Lebenshof "Hof Narr" in Hinteregg, Schweiz siehe unten.

Lebenshof "Hof Narr" in Hinteregg, Schweiz