Vergessen

18.10.2023
Bildquelle: We Animals Media/Fotograf: Matt Armstrong-Ford
Bildquelle: We Animals Media/Fotograf: Matt Armstrong-Ford


Sie sind die Vergessenen - so, als hätten sie nie gelebt. Aber sie haben geatmet, gefühlt, hatten Angst und Schmerz. Sie haben geschrien, gezappelt und sich im Todeskampf gewunden.

Nun liegen ihre Körperteile zerhackt irgendwo in einem Kühlregal. Sie stapeln sich zu tausenden übereinander, kalt und blutleer. Gesichts- und namenlose Gegenstände, die einst Individuen waren, die schauten, rochen und hörten.

Niemand kümmerte sich um ihr verzweifeltes Leid. Niemand denkt an sie. Niemand entsetzt sich.

Wie ein flüchtiger Hauch war ihr Leben, ein zitterndes, verzagtes Flämmchen, das erlosch noch ehe es wirklich brennen konnte.

An den Rand unserer Gesellschaft gedrückt, fristeten sie ein Dasein in Dunkelheit und morastigem Dreck, übersäht mit Verletzungen, krank an Körper und Seele.
Benutzt und beschmutzt haben sie ihren letzten Gang in die Hölle angetreten, begleitet von Flüchen und Fusstritten, Stockschlägen und Elektrostangen. Kopfüber hat man sie aufgehängt und das Blut floss aus ihren jungen Kehlen, während sie noch zuckten und nach Luft rangen.

Das alles geschieht in jeder Sekunde, hier bei uns, direkt vor uns. Die Mauern um unsere Herzen sind jedoch so mächtig, dass wir es nicht sehen wollen, nicht wahrhaben wollen.

Furchtbare Szenen spielen sich hinter blutigen Wänden ab, ein milliardenfaches Verbrechen im Namen von Menschen, die nicht bereit sind über den Schatten ihres Egoismus zu springen.

Arme, geliebte Tiere - ich vergesse euch nicht!


Text by: Bea Kälin