"Öffne deine Augen!"

08.11.2023


Du willst sie nicht sehen, deine blutigen Opfer – du willst die grauenhafte Wahrheit nicht hören, die täglich in deinem Namen stattfindet.

Deine Scham tarnst du hinter der Maske der Häme und deine Schuldgefühle überschreist du mit antrainierten Lügen, die deine Opfer auch nicht mehr lebendig machen.
Jeder Bissen ihrer zu Tode gequälten Körper, ist ein Zeugnis davon, wie verhärtet und blind du durchs Leben ziehst.

Sie haben gelitten, sie haben versucht zu entkommen und hatten nicht einmal den Hauch einer Chance, vor ihren Peiniger zu fliehen. Mit grossen aufgerissenen Augen der Angst, blickten sie in die Abgründe der menschlichen Seele.

Das Blut rann aus ihrem geschundenen Körper, der nur existierte, damit man ihn gnadenlos hinrichtet.

Deine Augenbinde ist schon ganz verdreckt von all den Täuschungen, die du nicht wahrhaben willst!
Wie Teer klebt sie auf deinen Augen und lässt dein Herz vollends erblinden.

Als du noch ein Kind warst, weintest du über den Tod des Hühnchens, des Kälbchens und des Lämmchens, du warst bitter enttäuscht darüber, dass der Mensch den Tieren weh tut!
Jetzt, da du erwachsen bist, vernimmst du dein inneres Kind nicht mehr, denn in deinem Kopf dröhnen und hämmern gellend die Stimmen der Indoktrination.

Wie ist diese Kälte in deinem doch sonst gütigen Herzen möglich, dass dir fühlende Wesen in einer anderen Körpergestalt egal sind? Ich frage dich das, weil ich genauso verzweifelt und ohnmächtig bin, wie jene Opfer, derer du dich bemächtigst.

So gerne würde ich dem Kälbchen sagen, dass alles wieder gut wird – aber es wird nicht alles wieder gut, solange du dich über eine andere Spezies erhebst, solange du glaubst, es sei dein Recht aus trivialen Gründen, Tiere zu missbrauchen und zu entwürdigen.

Versteh, dass ich niemals schweigen werde, dass ich deine in Auftrag gegebenen Massaker an meinen Brüdern und Schwestern niemals billigen kann, ungeachtet dessen, wie sehr du dich selbst zum Opfer machst.

Du bist nicht das Opfer - die wahren Opfer liegen auf deinem Teller!


Text by: Bea Kälin