"Nur das Beste für mein Haustier"

02.03.2020


Anlässlich einer Strassenumfrage in Australien, bot man Hundebesitzer 1 Million Dollar an, wenn sie ihren Hund für diesen Betrag abgeben würden...
Jeder der Befragten war entsetzt über solch ein Angebot. Jeder sagte eindeutig und unmissverständlich «NEIN!». Niemals würden sie ihre Lieblinge verhökern - nicht einmal für eine Million Dollar oder mehr!
So sehr liebt der Mensch seinen besten Freund, dass ihn nicht einmal eine grosse Summe Geld dazu verleitet, sein Tier einfach wegzugeben. «Natürlich nicht, das ist doch selbstverständlich!», schoss es mir durch den Kopf, gleichzeitig stimmte mich dies auch nachdenklich...

Unsere Haustiere werden verschmust, verhätschelt und verehrt, während wir blind für das Leid der anderen Tiere sind, die wir jeden Tag durch die Hölle gehen lassen für ihr Fleisch und für ihre Sekrete.
Mittlerweilen schmerzt es mich, wenn ich sehe wie liebevoll Menschen mit ihren Katzen oder  Hunden umgehen und keinerlei Empathie für Schweine, Kühe, Hühner, Fische etc. aufbringen können.

Für ihr Haustier tun die Leute alles! Da werden warme Bettchen gekauft - oder die Tiere schlafen direkt im Bett des Besitzers - man zieht ihnen Mäntelchen an, wenn es regnet, ruft sie beim Kosenamen, geht mit ihnen zum Friseur, man macht ihnen sogar Geburtstagsgeschenke und keine Tierarztrechnung ist zu hoch, wenn es um die Gesundheit des eigenen Lieblings geht.
Alles schön und gut, wäre da nicht diese tief indoktrinierte Doppelmoral, die es unmöglich erscheinen lässt zu reflektieren, dass dieser «Tierrassismus» absolut unmoralisch ist!

Ich lese immer wieder, dass Kinder, die mit Haustieren aufwachsen, besonders sensibel und empathisch im Erwachsenenalter sein werden. Wirklich? Ist das so? Da kommen mir aus heutiger Sicht grosse Bedenken. Das würde ja bedeuten, dass diese Kinder sich später ganz klar distanzieren von Rassismus, Unterdrückung anderer Ethnien und dem Essen von fühlenden Lebewesen. Wenn dem so wäre, müsste mindestens das Letztere indiskutabel sein, denn das Kind hat ja am eigenen Haustier miterleben können, wie dieses Schmerz, Angst, Freude und Liebe empfindet und ganz sicher schadlos durchs Leben gehen will.

Auch ich bin mit Haustieren aufgewachsen, die das schönste Leben bei uns hatten.
Die Trennlinie jedoch zu «Nutztieren» wurde in meinem Elternhaus unübersehbar gezogen. Genaueres Nachfragen meinerseits hat man geschickt umgangen oder aus der Welt geschafft, indem man betonte, dass Tiere auf dem Bauernhof keine Schmerzen empfinden würden.
Das erinnert mich heute daran, dass vor 150 Jahren die Schmerzunempfindlichkeit bei dunkelhäutigen Menschen ebenfalls beteuert wurde, um die Sklaverei zu verharmlosen.

Mir blieb also nichts anderes übrig, als viele Jahre später zu reflektieren und zu recherchieren, was man mir als Kind vorenthalten hatte. Nämlich, dass wir unsere Mitgeschöpfe brutal versklaven, quälen und ausbeuten bis auf den letzten Tropfen Blut, und dass der Satz: «Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz», eine hohle und sinnentleerte Phrase ist, angesichts dessen, welche Folterqualen wir den Tieren antun -  nur zum Spass!

Das Halten eines Haustieres ist noch lange kein Garant für Empathie. Ein Garant für Empathie, ist dem Kind zu vermitteln, dass ALLE Lebewesen wertvoll sind und ein Recht auf ein unversehrtes Leben in Würde haben. Egal welche Hautfarbe oder sexuelle Orientierung, ob mit zwei- oder vier Beinen, ob mit Federn, Schuppen oder Pelz. Diese «die einen streicheln wir, die anderen essen wir» Erziehung, schadet uns - und vor allem den Tieren.

Dies soll jetzt keine Anklageschrift gegen alle Haustierbesitzer sein, die liebevoll mit ihren Hunden oder Katzen umgehen, nein, es soll ein Plädoyer für ALLE Tiere sein, und dass wir doch bitte erkennen mögen, dass es keinen Unterschied macht, ob ein Tier bellt, miaut, muht oder gackert.
Noch bevor wir laufen oder sprechen konnten, war uns dies sonnenklar, denn als Kinder liebten wir sie alle, jene Freunde mit Fell, Federn und Schuppen.

Text by: Bea Kälin

Video siehe unten: Das Kleine und das Grosse, Hof Butenland

"Ich behandle das Kleine mit derselben Liebe wie das Große, weil ich den Unterschied zwischen klein und groß nicht recht gelten lasse." Theodor Fontane