"Lass mich in Ruhe!"

12.06.2020


In Kommentaren von Omnivoren lese ich oft vehemente Abwehrsätze wie: «Lass mich in Ruhe mit deinem Extremismus!», «Ich lasse mir von niemandem vorschreiben, was ich zu essen habe!» oder «Typisch Veganer, die müssen ihre Sichtweise ständig anderen aufzwingen!».
Sie stampfen trotzig auf den Boden wie das Rumpelstilzchen, das nicht wahrhaben wollte, was es da hörte. Was mit dem Rumpelstilzchen am Ende der Geschichte geschah ist hinlänglich bekannt: Es zerriss sich vor Wut selbst in der Luft.

Das Rumpelstilzchen symbolisiert das eigene Ego, das mit Schimpf und Schande der Wahrheit den Garaus machen will, was natürlich nur mässig gelingt, denn das Wissen um sein eigenes Fehlverhalten lässt sich nicht dauerhaft verdrängen. Wie aus einem Gully hochgepresst, droht es die eigenen Lügen zu überschwemmen und man müsste zugeben, dass man eher selbst der Extremist ist, als der Veganer, dem man dies so vollmundig unterstellt.

Die Unruhe scheint gross zu sein bei jenen Fleischessern, die sich unter Posts von Tierschützern aggressiv äussern müssen, indem sie sich zum Opfer machen, während sie unterstützen, dass Milliarden Opfer jedes Jahr gemeuchelt werden.
Nicht selten tummeln sich Omnivoren in veganen Gruppen, nur um dort klar zu machen, dass sie in Ruhe gelassen werden wollen. Mich erinnert das stark an den Täter, der getrieben von seinem schlechten Gewissen, immer wieder an den Tatort zurückkehrt.

Es ist zu spät, um die Augen und Ohren zuzuhalten. Jeder weiss heutzutage, was er den Tieren antut, wenn er sein Konsumverhalten nicht überdenkt und entsprechend ändert. Dagegen hilft weder ein Dauergenörgel noch ein Leugnen der Fakten. Sich genervt und angegriffen zu fühlen, sagt mehr über den Fleischesser aus als über den Veganer.

Was ich dem Konsumenten von tierischen Produkten mit auf den Weg geben kann, ist, dass die vegane Gemeinschaft solange keine Ruhe geben wird, bis wir als Menschheit erkennen, dass es ein moralisches und ethisches Verbrechen ist, was wir fühlenden Wesen antun!

Text by: Bea Kälin