"Ist ja nur Spass!"

12.03.2022
Bild/Artist: Jo Frederiks
Bild/Artist: Jo Frederiks


Eigentlich hätte es ein lustiges Video sein sollen von Vätern, die mit ihren Kleinkindern Spass machen und rumalbern...

Das war auch wirklich lustig bis zu der letzten Szene, in der ein Vater seinem Kind einen toten Fisch, den er gerade geangelt hatte, vor das Gesicht hält und mit dem leblosen Körper des Tieres hin und her wedelte.
Das Kind verzog sein Miene, kniff die Augen zusammen, schüttelte vehement den Kopf und begann bitterlich zu weinen. Der Vater und die umstehenden Leute lachten daraufhin lauthals los und er meinte sichtlich amüsiert: «Was ist los?! Das ist doch nur ein Fisch!» Unter Gelächter der Erwachsenen wendete sich das kleine Kind traurig ab...

Diese kurze Begebenheit dokumentiert klar und deutlich womit wir es hier zu tun haben: Mit der Desensibilisierung der Gefühle eines Kindes, das völlig gesund und natürlich mit Entsetzen und Trauer auf die Tatsache des toten Fisches reagierte. Instinktiv wusste es, dass da ein Wesen leiden musste - ja sogar sterben!

Ein Kind fühlt, dass Tiere auch leben wollen - es versteht den Tod, auch wenn man es ihm noch nicht einmal erklärt hat.

Was dieser Vater machte ist fatal, denn er zerstört diesen wichtigen Anteil der Empathie in der Seele des Kindes, weil er es für seine ehrlichen und reinen Gefühle der Liebe verlacht.

Das kommt uns sicherlich bekannt vor, denn vielen von uns erging es möglicherweise ähnlich.
Auch wenn wir es nicht mehr wissen, so sitzen solche Momente tief im Unterbewusstsein, in denen wir als Kinder Mitgefühl zeigten für «Nutztiere», während unsere Eltern keinerlei Verständnis dafür aufbrachten oder die Situation einfach bagatellisierten.

Später als Erwachsene glauben wir dann tatsächlich, dass es absolut egal ist, «was» da am Haken hängt: Ein Fisch, ein Schwein, ein Huhn oder eine Kuh - denn: «Es sind ja nur Tiere!»

Alles beginnt in der Kindheit und damit, dass wir den Wert der Fürsorge allen Lebewesen gegenüber vermittelt bekommen. 
Viele Eltern sind sich dieser immens vordringlichen Aufgabe leider viel zu wenig bewusst.

Die Liebe und die Empathie zu anderen Lebewesen müssen wir den Kindern vielleicht gar nicht erst beibringen, aber zerstören dürfen wir diese tiefe ethische Verbundenheit nicht - weder mit Worten, noch indem was wir vorleben!

Kinder sind unsere Vorbilder, sie zeigen uns was wirklich wertvoll ist, in einer Gesellschaft, in der die Wertschätzung für die Essenz des Lebens droht verloren zu gehen.

Text by: Bea Kälin