"Ich hasse die Menschen"

06.06.2020


Von Veganern lese ich oft, wie sehr sie die Menschen hassen, und mit ihnen am liebsten nichts mehr zu tun haben wollen...

In Anbetracht dessen, was der Mensch der Tierwelt alles antut, kann ich das verstehen.
Auch mich beschleichen manchmal solche Gefühle, wenn ich all die abscheulichen Bilder und Dokumentationen von Tierqual und Tierleid sehe. Bei manchen Kommentaren reisst mir der Geduldsfaden und ich muss erstmal tief Luft holen, bevor ich darauf reagiere - oder eben nicht reagiere, denn keine Reaktion ist auch eine Reaktion!

Wenn wir von «Hass» sprechen, denke ich, dass es sich - von Seiten der Veganer - vor allem um eine tiefe Verletzung handelt. Wir fühlen uns verletzt, wenn wir sehen, dass jene Wesen, die wir so sehr lieben, derart gequält, gedemütigt und geschunden werden. Schmerzhaft empfinde ich auch, dass diese Verletzung in der Gesellschaft nicht anerkannt wird und man keinerlei Rücksicht darauf nimmt.
«Es sind ja nur Tiere!» schallt es einen oft entgegen. Natürlich ist das ein Faustschlag in die Magengrube eines jeden Tierschützers und es braucht viel Kraft und Selbstkontrolle, dieser Äusserung nicht mit einem nassen Tuch der Wahrheit zu entgegnen, welches man dem Gegenüber um die Ohren schlägt.

In erster Linie dürfen wir jedoch davon ausgehen, dass die wenigsten böswillige Absichten haben, wenn sie tierische Produkte essen. Diese Menschen mögen unreflektiert sein oder ignorant, aber deshalb sind sie noch lange nicht hassenswert. Vielen fehlt es am Bewusstsein, ihr Verhalten zu hinterfragen und leider mangelt es oft auch am Willen dazu.
Die Leute verharren lieber in ihren Gewohnheiten und bequemen Alltagsabläufen.
Sicherlich gibt es da die Unverbesserlichen, jene die stur auf ihren Argumenten sitzen bleiben, aber sogar in diesen Köpfen löst es Gedankengänge aus, wenn sie damit konfrontiert werden, was in Wahrheit in der Tierindustrie abläuft. Ich wage sogar zu behaupten: Je grösser die Abwehr, desto grösser ist die Betroffenheit und das schlechte Gewissen.

Mir ist es sehr wichtig Menschen mit meinem Anliegen zu erreichen. Mit Hass und negativen Gefühlen für mein Gegenüber, erreiche ich das jedoch nicht. Auch ich war in meinem Leben Fleischkonsumentin, auch ich habe Blut an meinen Händen, also steht es mir nicht zu, andere dafür zu verurteilen, dass es ihnen noch nicht möglich ist über den Wasserspiegel zu schauen.

Wenn ich hasse, habe ich vor allem mich selbst und meinen Schmerz im Fokus, nicht aber die Tiere. Hass bindet negative Kräfte, die weder uns Veganern noch den Opfern hilft.
Aus Negativität kann keine kreative Idee entstehen, wie man die vegane Botschaft weitergibt, damit sie erhört wird.

Wollen wir also den Tieren helfen, gibt es keinen Weg an dem Menschen vorbei.
ER ist der Hauptakteur in diesem Drama, und nur ER kann eine Veränderung herbeiführen!

Text by: Bea Kälin