Der Weltschmerz des Veganers

26.02.2020

Immer wieder lese ich über den Weltschmerz von Veganern. Auch ich kann mich davon nicht völlig freisprechen. Es gibt sie wirklich, diese Tage, an denen alles so hoffnungslos und düster erscheint. Oft überkommt mich die nackte Angst und das blanke Entsetzten, wenn ich Bilder oder Videos sehe, wie ungeheuer brutal der Mensch mit fühlenden Lebewesen umgeht.
Die Frage, wie das sein kann, dass meine Artgenossen fähig zu solch verwerflichen Taten sind, liegt mir zentnerschwer auf der Seele und die Vorstellung, dass die Verbrechen an den Tieren von der Gesellschaft billigend hingenommen werden, kann ich weder länger verstehen noch akzeptieren.

Angst überkommt mich aber auch, wenn ich sehe, wie viele Menschen, trotz Aufklärung und Alternativen, immer noch nicht bereit sind Empathie für jene Tiere zu entwickeln, die wir als «Nutztiere» abgestempelt haben und die sich in Nichts von unseren «Haustieren» unterscheiden. Unverdrossen konsumieren sie deren Produkte weiterhin und wähnen sich mit ihren antrainierten Schutzargumenten auf der richtigen und sicheren Seite. Das zerrt an den Gefühlen eines jeden Veganers und hinterlässt ein schwarzes Loch der Ohnmacht.
Nicht selten meldet sich die Wut darüber, dass man seine Mitmenschen nicht eines Besseren belehren kann und sogar noch beschimpft oder mit missbilligenden Worten abgefertigt wird.

Wut jedoch ist ein sehr guter Antreiber aktiv zu werden. So habe ich zum Beispiel beschlossen eine Homepage ins Leben zu rufen. Die Wut in positive Aktion umwandeln, hilft mir aus dem passiven Schmerz rauszukommen und mich nicht weiterhin den düsteren und ohnmächtigen Gefühlen hinzugeben, die weder mir selbst noch unseren Mitgeschöpfen hilft. Der Gedanke an die Tiere und deren unsägliche Folter und Qual, hilft den Fokus nicht mehr auf mich selbst zu richten, sondern auf die Opfer. SIE sind die Leidenden! SIE brauchen Hilfe! SIE haben keine Mittel, sich selbst zu wehren! SIE sind ausgeliefert!

Weltschmerz schwächt und stärkt uns nicht in dem Vorhaben, den Tieren zu helfen. Es bündelt nur negative Energien, die runterziehen bis zur völligen Erschöpfung. Sich mit Gleichgesinnten auszutauschen - sei dies in sozialen Netzwerken oder in der eigenen Umgebung - gibt immer wieder Kraft, weil man spürt, dass man nicht alleine mit seiner Sichtweise und Wertehaltung ist in einer Welt, in der es absolut als «normal» gilt, Tiere für egoistische Zwecke auszubeuten.

Wir dürfen trotz all des Leids, welches uns umgibt und dessen wir uns gewahr sind, das Leben geniessen und freudvolle Dinge tun. Videos anzuschauen von Lebenshöfe, in denen gerettete Tiere endlich Liebe und Zuwendung erfahren, sind ebenfalls sehr erhellend. Auch ist es wichtig, uns immer wieder vor Augen zu führen, dass es gute und herzliche Menschen gibt, die sich mit sehr grossem Engagement den Tieren widmen und alles in Bewegung setzen, diese aus ihrer Not zu befreien.

In einer Gesellschaft voller Gewalt und Schöpfungsverachtung, dürfen Veganer stolz sein auf sich!
Stolz darauf, dass sie reflektiert haben und nun einen liebevollen Weg gehen für Tier, Mensch und Natur.

Text by: Bea Kälin

Video siehe unten: Ein Tag im Lebenshof "Wilde Hilde".

Der kurze Film gibt einen Einblick in die liebevolle Umgebung eines Lebenshofes, wo Tiere einfach sein dürfen wofür sie bestimmt sind: Geliebt und geachtet zu werden!