Brennende Blumen

11.10.2020


Seit ein paar Tagen geht mir eine verstörende Filmszene, in der jemand wunderschöne Blumensträusse anzündete, nicht mehr aus dem Kopf. Das Bild, wie diese an Reinheit und Unschuld strahlenden Blüten in ihrer Farbenpracht in der Feuersbrunst darniederlagen, erinnerte mich daran, wie der Mensch alles, was an Schönheit und Reinheit strahlt, einfach kaputt macht.

Meine Gedanken schweiften ab zu den Tieren, an ihr glänzendes Fell, an ihr prächtiges Gefieder und ihre reinen Augen - gleichzeitig sah ich das Aufblitzen der Messerklinge, die durch die Kehlen dieser Schönheiten schnitt. Einst ruhige und sanfte Blicke reissen sich zu irreverdrehten Angstaugen auf; einst elegante und stolze Schritte zappeln und treten in alle Richtungen, um dem letzten Unheil zu entkommen. Tiere, die sonst würdevoll miteinander kommunizieren, schreien schrill um ihr Leben, ringen nach Luft und ersticken an ihrem eigenen Blut.

«Brennende Blumen» denke ich - sie sind wie Blumen, die nun tatsächlich in Ställen angezündet werden, um dort eines fürchterlichen Flammentodes zu erliegen. Verbrannt am lebendigen Leibe. Eine Horrorvorstellung für jeden Menschen! Ein Albtraum!

Ein Bauer, der gestern in die Kamera weinte, weil er über die Schliessung des Schlachthauses so verzweifelt war und nicht mehr wusste, wohin er mit seinen Schweinen soll, die sich wegen der künstlichen Besamung ständig vermehren, vergass die Tatsache, dass nicht nur er ein fühlendes Wesen ist, sondern auch seine Tiere, von denen er sprach als seien sie Kartoffelsäcke.

Er durfte sein Leid klagen, während hinter ihm in einem Verschlag, süsse neugierig schauende Ferkelchen versuchten mit dem Kameramann Kontakt aufzunehmen. Sie hätten so viel zu geben, so viel Freude und Vertrauen. Sie waren rein in ihren Seelen und ahnten nichts von der Grausamkeit, die gerade vor der Kamera diskutiert wurde.

Um das Leben der Schweinchen kümmert sich niemand. Ihr Leid bekommt keine Beachtung, kein Wort des Mitgefühls weder vom Konsumenten noch Regierungen.
Jetzt, da sie nichts mehr Wert sind, sind sie eine Last und ein Platzproblem - mehr aber auch nicht!

Die Blumen werden weiter brennen.

Text by: Bea Kälin